travelling light

Nicht nur als punch line in meiner Markenkommunikation zu finden, ist das unbeschwerte Reisen auch für mich ein Thema. Der Begriff trägt deutlicher im Englischen eine Doppelbedeutung und meint neben dem leichten physischen Gepäck auch den emotionalen Rucksack, den man bei sich hat. Wer wenig hat, kommt leichter durchs Leben, seien es Schuld und Sorgen oder Koffer.
Im Januar zog es mich endlich mal wieder auf die britische Insel.

Brodie habe ich vor 6 Jahren kennengelernt, als sie Gast bei mir war zusammen mit ihrem damaligen Freund Jan. Die beiden hatten mich über die couchsurfing Plattform gefunden, auf der ich mein drittes Zimmer kostenlos  Menschen anbot, die auf Reisen waren. Ich liebe es, auf diese Weise interessante Menschen zu treffen – und in diesem Fall wurde eine Freundschaft daraus. Bisher hatte Brodie mich immer, wenn ihre Wege nach Deutschland führten, besucht. Zum Beispiel auf der Durchreise nach Australien, in ihre Heimat, oder nach Berlin, wo Jan wohnt. Heute lebt Brodie in einer kleinen Community von unterschiedlichen Frauen, mitten in der Wallachei, etwa 30 Zugminuten von Glasgow entfernt. In einer Hütte ohne fliessend Wasser und mit einem Holzofen, direkt an einem kleinen reissenden Gebirgsfluss. Die drei Tage vor Ort waren wie das Paradies. Es schneite, und wir hatten teilweise Probleme, den Ofen warmzuhalten. Aber ein Leben „back to the roots“ lässt unglaublich viel Raum für die wesentlichen Dinge und erdet. Hinzu kommt die Gesellschaft wunderbarer Menschen, die einen achtsamen Umgang miteinander pflegen und gute Ideen haben. Hier durfte ich zum Beispiel von Ecodharma erfahren, einer Einrichtung, die in Spanien Aktivisten unterstützt und schult und ihr Angebot entweder auf buddhistischen Werten basierend anbietet, oder optional sekulär. Bei nächster Gelegenheit werde ich den Kontakt in Schottland besuchen und ihm und Freunden (natürlich entgeltfrei) zeigen, was sie mit den unzähligen Näh- und Strickmaschinen, die er in seiner Scheune gefunden hat, anfangen können. Sharing Economy? Weil ich Reisen ohne Grund mittlerweile nicht mehr verantworten möchte, habe ich diesen Trip mit der Suche nach Material verbunden.

Die britischen Küstengegenden und Landstriche sind stark in meiner Fantasie verankert und rufen beim blossen Andenken das Gefühl von Verbundenheit in mir hervor. Und sie sind voller Schafe. Bereits in 2015 durfte ich in einem Sponsorship-Projekt der HAW einige Meter Harris Tweed von den Äusseren Hebriden verarbeiten, und weil mich die Zeit in Gross Britannien immer wieder in meiner Arbeit beeinflusst, liegt nichts näher, als diese Länder für Material aufzusuchen. Die Wollstoffe werden dort von kleinen Familienbetrieben gewebt und gefärbt, Harris Tweed ist durch seine strengen Regeln ohne Zertifikate kontrolliert biologisch und frei von Tierquälerei. Die Farben spiegeln die Landschaft wieder, und lösen dasselbe eben genannte Gefühl aus, diese Stoffe haben Geschichte. Leider waren aufgrund der schlechten Wettersituation alle Fähren zu den Hebriden nicht in Betrieb, und ich musste mich mit dem Kauf von Tweed in Edinburgh zufriedengeben, aber in naher Zukunft werde ich zurückkehren und wieder den Besuch und die Arbeit verbinden.