Die Schritte die einer gegangen ist, und die Tode, die er gestorben ist, die soll er nicht bereuen.
Hermann hesse
Was nützt das beste Produkt, wenn es keiner sehen kann?
Während ich die ganze Welt der Kollektion im Geiste vor mir sehe, haben die meisten Menschen keine Vorstellung davon, wie die Teile angezogen aussehen könnten. Außerdem transportieren sie als Kleidungsstück ohne Kontext kaum die ganze Geschichte, um die es geht. Hier ist das Schlüsselwort „Visuelle Strategie“. Eine Marke präsentiert sich auf bestimmte Weise und findet so zu den vorgesehenen KundInnen. Wir sind ästhetisch sozialisiert und schauen auf bestimmte visuelle Informationen, nehmen Bilder je nach Interessengebiet auf bestimmte Weise wahr. Das muss ich bedenken und mir genau überlegen, was ich mit meiner Kollektion und dem Geschäftsmodell vermitteln möchte. Hinzu kommt der Begriff „Emotionales Marketing“. Man verkauft Gefühle.
Ich habe dieses Jahr drei Fotoshootings durchgeführt, zwei allein im Frühsommer, eins im Sommer und eins im letzten Quartal in Zusammenarbeit mit der Fotografin Sophie Daum, die wie ich finde, sehr schöne Arbeit macht. Dies sollte Bilder für meine Webseite und mein Lookbook liefern. Was nützen alle Kleider, wenn sie keiner sehen kann? Die Fotos sind zwar sehr gelungen, für mich allerdings aus verschiedenen Gründen nicht verwendbar. Hier war ein Dispositiv an Parametern verantwortlich. Ein Fotoshooting ist enorm aufwändig und kostet für ein Lookbook ab €2500 aufwärts, während es bestenfalls nur einen Tag dauert. Die Kosten setzen sich aus Model (ab €800 aufwärts/ Tag), Fotografin (ca. €850 aufwärts), Haare/ Make Up StylistIn (€150 plus), Catering, Stylingprodukten für das Bildsetting, Reisekosten, Studiomiete und evtl. mehr Helfern zusammen. Ich hatte das große Glück, durch einen Handel mit Kleidungsstücken ein Model, wie auch die Fotografin günstiger zu bekommen, so dass mich der Tag „nur“ ca. €900 plus Kleidungsstücke und Zeit gekostet hat.
Um ein Shooting erfolgreich durchzuführen, bedarf es einiger Planung im Voraus, sowie einer Entourage an Personen am Tag. Die Outfits müssen geplant werden und durch Accessoires ergänzt, das Set entsprechend der Kommunikationsstrategie erarbeitet, sowie die Bildstimmung festgelegt werden. Hiervon müssen alle Beteiligten verständlich und nachvollziehbar in Kenntnis gesetzt werden, damit am Tag des Shootings alles klappt und die Bilder den Vorstellungen entsprechen. Ich hatte Schuhe und Accessoires organisiert, die Outfits fotografiert in der Zusammensetzung, sogenannte Moods und Posenvorschläge erarbeitet, und dies mit der Fotografin und dem Model geteilt. Sogar an eine Kurzbeschreibung der Persona habe ich gedacht, um dem Model seine Rolle und Stimmung zu erklären.
Trotz aller Vorbereitung hat nicht alles nach meinen Vorstellungen geklappt und ich habe wieder mal viel gelernt.
- Leiste Dir Unterstützung während der Phase und zahle jeder involvierten Person die angemessene Gage.
- Ein gut funktionierendes Team ist unabdingbar. Gehe keine Kompromisse ein in der Auswahl des Teams.
- Tritt souverän und kompromisslos auf, sorge für die richtige Arbeitsatmosphäre – es geht um Deine eigenen Arbeit!
- Plane niemals auf die Minute genau, sondern mit ausreichend Zeit. (Ich hätte das wissen sollen, schliesslich habe ich lange genug Projektmanagement gemacht.)
- Nimm Dir Zeit für die Vorbereitung und sorge für 1-2 Tage Ruhe vor dem Shooting Tag.
Nachdem keins der Shootings zu 100% meinen Vorstellungen entsprach, fasste ich endgültig den Entschluss, kompromisslos in der Durchführung und bei der Unternehmensgründung zu sein.
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